Los 635
Inrô mit Goldrelief eines Greises mit Spatz
5-teiliges Aufbewahrungs-Behältnis, signiert "Koryusai" (Umehara-Schule). Kinji-Goldlack mit Reliefdarstellung eines Märchenmotivs und Ojime-Perle
Schätzung
6.000€ (US$ 6,667)
Abgabe von Vorgeboten möglich
Aus dem Katalog
Wertvolle Bücher, Autographen & dekorative Graphik
Auktionsdatum 7-8. Oktober, 2025
Aus dem Katalog
Varia
Auktionsdatum 7.10.2025
Inrô mit Relief eines Greises mit Spatz. 5-teiliges Aufbewahrungs-Behältnis, signiert "Koryusai".Holzgefäß-Schachtel mit Kinji-Goldlackgrund über erhabener Reliefdarstellung eines alten Mannes mit Korb beim Abschied von einem Spatzen, eine Szene aus "Shitakiri suzume". Innen Nashiji-Streulack. 8,2 x 4,5 x 2,2 cm. Mit neapelgelber Flecht-Kordel sowie einer Ojime-Schmuckperle aus durchbrochenem Messing mit Blütenmotiv. Japan, Meiji-Zeit, um 1800.
Bemerkenswert fein gearbeitetes, frühes Inrô in fünf Segmenten. Die Signatur "Koryusai" auf der Unterseite verweist auf einen Vertreter der Umehara-Schule, tätig war die Familie zwischen dem spätem 18. und frühem 19. Jahrhundert.
Das Relief der Schauseite zeigt eine Szene aus der Märchenerzählung Shitakiri suzume ("Der Spatz mit der gespaltenen Zunge"): Die Gestalt eines greisen Mannes mit Tragkorb auf dem Rücken wendet sich hier zum Abschied einem menschlich gewandeten Spatzen in einem stilisierten Bambushain zu. Die Rückseite zeigt seine bescheidene Hütte.
Der Erzählung nach findet ein alter, gutherziger Holzfäller auf einem Berg einen verletzten Spatz und nimmt ihn mit nach Hause, wo er ihn pflegt und mit Reis versorgt - sehr zum Unmut seiner hartherzigen Frau, die dies als Verschwendung der kostbaren Nahrungsvorräte betrachtet. Als der Mann eines Tages abwesend ist, frisst der Spatz die aufbewahrte Stärke, woraufhin die Frau ihm erbarmungslos die Zunge herausschneidet und ihn verjagt. Der Alte sucht das Tier und gelangt im Bambuswald zu einem Spatzenreich, wo er als ehrenvoller Gast empfangen wird - die Sperlinge singen und tanzen für ihn. Zum Abschied darf er zwischen einem großen und einem kleinen Geschenkkorb wählen. Bescheiden entscheidet er sich für den kleineren, der zu Hause lauter Schätze offenbart. Die Frau erfährt davon, eilt voller Gier selbst dorthin, wählt den großen Korb - und wird, nachdem sie ihn vorzeitig öffnet, von Schlangen und Geistern in die Flucht geschlagen.
Das Inrô (wörtlich "Siegelbehältnis") diente ursprünglich der praktischen Aufbewahrung kleinerer Gegenstände wie Münzen, Arznei, Salben oder Siegel (hanko), Siegelfarbe und sonstiges Schreibzubehör der Gebildeten. Es zählt zu den sogenannten Sagemono ("Hängeobjekten"), die - mangels Taschen in der traditionellen japanischen Kleidung - außen am Obi, dem Gürtel des Kimonos, getragen wurden. Die aus mehreren Segmenten (dan) bestehenden Gefäße sind passgenau aufeinander abgestimmt und durch eine durchlaufende Fadenbindung miteinander verbunden, die durch seitliche Bohrungen (himotoshi) geführt wird. Am oberen Abschluss befindet sich der Deckel (ten), am unteren Ende der Boden (sokoita); innen sind die Teile oft mit glänzendem Nashiji-Goldlack versehen. Eine verschiebbare Perle (ojime) konnte zum Verschließen zwischen Inrô und dem Gegengewicht - einem Netsuke - sitzen, das den gesamten Komplex sicher am Obi fixierte.
Während die ursprüngliche Funktionalität im Laufe der Edo- und Meiji-Zeit zunehmend in den Hintergrund trat, entwickelte sich das Inrô zu einem Objekt höchster Kunstfertigkeit und zu begehrten Sammlerstücken. Als Statussymbol und representatives Schmuckaccessoir wohlhabender Kaufleute und des Samurai-Standes wurden diese Behältnisse zu aufwendig dekorierten kleinen Kunstwerken, veredelt mit Techniken wie Maki-e (Goldstaublack), Raden (Perlmutteinlage) oder filigranen Gravuren.
– Kaum Gebrauchsspuren. Geringfügige, minimale Bereibungen, insgesamt aber sehr schön erhalten. Höchst ansprechendes Sammelstück der japanischen Hochkultur von hohem dekorativem und erzählerischen Reiz. Provenienz: Erworben 1996 beim Kunsthandel Klefisch, danach in Berliner Privatsammlung.
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