Cartularium
Fragment eines hochmittelalterlichen Kopialbuches. Lateinische Handschrift auf Pergament
Los 1001
Schätzung
400€ (US$ 444)
Cartularium. Fragment eines hochmittelalterlichen Kopialbuches. Lateinische Handschrift auf Pergament. Niederlande Mitte 13. Jahrhundert.
Cartularium. Fragment eines hochmittelalterlichen Kopialbuches. Lateinische Handschrift auf Pergament. 1 Bl. mit 2 S. Text. 2 S. 30 Zeilen. Schrift: Gotica textura. Schriftraum: 21,5 x 13,7 cm. Format: 30,5 x 21,9 cm. Mit Rubrizierung wie Kapitalstrichelung, roten Überschriftzeilen, ferner 2 zwei-zeiligen Initialen mit reichem, sich über die gesamte Kolumne erstreckenden Federwerk in Blau und Rot. Niederlande (?), Mitte 13. Jahrhundert.
Vollständiges Blattfragment eines Cartulariums, eines Kopialbuches aus dem Hochmittelalter in besonders schöner kalligraphischer Textura mit reicher Federwerkzier und zwei hübschen Initialen "D" und "E". Möglicherweise stammt das Blatt aus einer niederländischen Handschrift, da u. a. ein gewisser "Willerimus dominus de bucoto" genannt wird, was auf "Bindrium" bzw. "Buscoduca" oder "Bussoducis" hinweisen könnte, das heutige 's Hertogenbosch. Wir lesen (mit Fehlern): "Ego Willerimus dominus de buscoto notum facto tam praesentibus facturis quod Balduinus filius Assonis assere de bairi [?] et Elyzabeth uxor eiusdem Balduini, homines mei decimam suam iacentem in teritorio de bairi quam a me tenebant in feodum: presente et concedente Adela matre ipsius Elyzbethi Reverendo patri ac domino Poncio venerabilis [...]", etwa "Ich, Willerimus, Herr von Buscoto, habe durch diese vorliegenden Urkunden bekannt gegeben, dass Baldwin, Sohn von Asson aus Bairus [?] und Elizabeth, Frau desselben Baldwin, meine Männer ihren Zehnten im Gebiet von Bairus haben sollen, den sie von mir als Lehen erhielten: in Anwesenheit und mit Zustimmung von Adela, Mutter der besagten Elizabeth, an den ehrwürdigen Vater und Herrn Poncio [...]". Datiert sind die Urkunden hier einmal 1231 und ein andermal 1234: "sub forma ac precio superius annotatis. In cuius rei memoriam presentem cartulam et tradidimus sigilli nostri testimonio roboratam. Datum Anno gre. m.cc.xxxj mense aprilis." und "Actum anno domini millesimo ducentesimo tricesimo quarto mense martio". – Sauberes und schön erhaltenes Blatt mit kleinen Klebestreifenresten verso.
Biblia latina Fragment
Lateinische Handschrift auf Pergament. Wohl Frankreich Ende 13. Jahrhunderts.
Los 1002
Schätzung
350€ (US$ 389)
Biblia latina Fragment mit dem Anfang des Buches Ruth. Lateinische Handschrift auf Pergament. 1 Blatt mit 2 S. (verso stark verbräunt). 2 Spalten. 42 Zeilen. Schriftraum ca. 20 x 15 cm. Format ca. 28,2 x 19 cm (mit Ausbrüchen). Mit Rubrizierung, Kapitalstrichelung, roter Überschrift und 3-zeiliger roter Initiale "I". Wohl Frankreich Ende 13. Jahrhunderts.
Fragmentblatt einer Handschriftenmakulatur mit Teilen des Anfanges des Buches Ruth als Teil des Tanach, der Hebräischen Bibel. Es handelt sich um die Ketuvim, die Schriften des Alten Testaments, darin um die Festrollen, die sogenannten Megillot. In den christlichen Bibeln werden diese allgemein zu den Geschichtsbüchern gezählt.
"In diebus unius judicis, quando judices praeerant, facta est fames in terra. Abiitque homo de Bethlehem Juda, ut peregrinaretur in regione Moabitide cum uxore sua ac duobus liberis." – Für die Einbandmakulatur typische Ausbrüche und Fehlstellen, jedoch hier recto nur mit leichtem Textverlust und Löchlein, allerdings einige Oberflächenabreibungen, wenige Fleckchen und Gebrauchsspuren.
Magdeburger Stadtrecht
2 Fragmente. Gotische Textura in Braunschwarz und Rot. Spiegelabklatsch
Los 1003
Schätzung
250€ (US$ 278)
Magdeburger Stadtrecht. 2 Fragmente. Gotische Textura in Braunschwarz und Rot. 4 Kolumnen (fragmentarisch) mit bis zu 35 Zeilen. Kolumnengröße ca. 24 x 7,5 cm. Norddeutschland 14. Jahrhundert.
Zwei Fragmente einer hoch- bzw. frühspätmittelalterlichen Handschrift aus dem Magdeburger Stadtrecht mit Glossen, erhalten als spiegelverkehrter Abklatsch auf verleimtem Trägerpapier aus Karton. Vorhanden sind Fragmente von jeweils zwei Kolumnen in einer sauberen regelmäßigen Gotica textura. Identifiziert hat die Fragmente der Heidelberger Germanist und Mediävist Gerhard Eis (1908-1982). – Rote Tinte meist verblasst, bzw. unlesbar, da nicht auf das Trägerpapier mitübertragen, Aus- und Einbrüche, Textverluste - ein mittelalterliches Kuriosum. – Beiliegen: 2 weitere Blätter einer Handschrift aus der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts, möglicherweise aus der Handschrift, in deren Deckeln die beiden Spiegelfragmente stammen.
Straßburger Urteilsbrief
Deutsche Handschrift auf Pergament. 1
Los 1004
Schätzung
600€ (US$ 667)
Straßburger Urteilsbrief. Deutsche Handschrift auf Pergament. 1 Bl., 1 S. 31 Zeilen in sauberer Kanzleibastarda. 27 x 35,5 cm. Mit Plica und angehängtem Pergamentstreifen (ohne Siegel). Straßburg 1397.
In dem Straßburger Urteilsbrief, der von bemerkenswert sauberer, klarer Handschrift auf Pergament gesetzt wurde, wird eine Leibrente vom Rat des kleinen Gerichts zu Straßburg festgesetzt:
"Wir Ulbrich Gesse der meister und der Rat des kleinen gerichts zu Straßburg thun kund ...".
Mit drei Regesten verso, zwei in deutscher, eine in französischer Sprache: "[Pat]ent du magistrat de Strasbourg concernant une rente de 8 livres [...] par le présend du convent de St. Nicolas situé dans la dite ville année 1397". – Obere Ecken abgerissen (nur minimaler Textverlust), Ausriss in der Plica (ohne Verlust), sonst sehr sauber und klar. Aus der Sammlung Gerhard Eis (1908-1982) mit dessen eigenhändig beschriftetem Umschlag: "Hs. 195. Liste der Teilnehmer bei einem Schießen auf dem Anger 1502. Gekauft am 2. August 1971 bei Jacques Rosenthal in Eching".
Salzweihe - Exorcismus salis. Lateinische-deutsche Handschrift auf Papier. 6 nn. Bl., 2 w. Bl. Ca. 22 Zeilen. Schrift: Bastarda. Schriftraum: 10,3 x 6,1 cm. Format: 13,2 x 10 cm. Mit etwas Rubrizierung (Kapitalstrichelung der ersten Doppelseite des deutschen Textes). Broschur des 18. Jahrhunderts (kleiner Abrieb und mehrere Sammlungsschildchen). Nordwestdeutschland (Westfalen?) 1. Drittel des 15. Jahrhunderts.
Die Salzweihe "Exorcismus salis", ein Ritual, bei der der Priester vor der Gemeinde durch ein Gebet das Salz und das Weihwasser segnet, um Unreinheit und böse Geister abzuwenden, geht auf eine frühmittelalterliche Tradition, die wohl Anfang des 7. Jahrhunderts in Frankreich entstanden war, zurück.
Die Handschrift beginnt mit dem lateinischen Messtext der Salzweihe (S. 1-5): "Incipit Benedictio Salis. - Adjutorium nostrum in nomine domini qui fecit caelum et terram. Deinde sine Oremus" - "Exorcizo te, Creatura salis, per Deum vivum + per Deum + verum, per Deum + sanctum, per Deum qui te per Heliseid (Eliséum) prophwtam in aquam mitti jussit, ut sanarétur sterílitas aquae [...]", die Phrasen sind wie üblich duch kleine Kreuze voneinander getrennt.
Es folgt (S. 6-12) der ausführliche Text in wohl nordwestdeutschem Idiom der "Casus papales" (S. 6). Es sind die Darstellungen verschiedener Fälle oder Situationen, die im Zusammenhang mit päpstlichen Bistümern (Episkopen) und Abteien (Abbatien) stehen und als konkrete Anweisungen für Priester in Gottesdiensten dienen, also kirchenrechtliche oder administrative Angelegenheiten, die die Zuständigkeit, Rechte oder Pflichten dieser kirchlichen Institutionen betreffen.
Es sind einige Fälle dargelegt, die Kleriker (Clericke), Mönche (Monicke) oder Konversen (Converse) betreffen, aber auch die Salzweihe "Casus papales - Und von diessen salzen", "Item wer volget eynem Cardinal myt gewolt to dem dode - Item we beswert eynen geystliken Richter [...]". – Vorsatz mit Stempelung und hs. Signatur von Prof. Dr. Gerhard Eis, hier Hs. 130 und Erwerbungsvermerk bei "Heinrich Hinterberger März 1958 in Wien." Kaum Gebrauchsspuren.
Benediktiner-Predigten
5 umfangreiche Fragmente mit Texten über Demut und das Jüngste Gericht.
Los 1006
Schätzung
1.200€ (US$ 1,333)
Über die Zeit der Heimsuchung, "das ist, an dem tag dez jüngsten gerichts in dem reich der himel"
Benediktiner-Predigten. Deutsche Handschrift auf Papier. 5 umfangreiche Fragmente mit Texten über Demut und das Jüngste Gericht. 10 nn. S. auf 5 nn. Bl. Ca. 30 Zeilen. Schrift: Bastarda. Schriftraum: ca. 17,3 x 12,2 cm. Format: 20 x 14,4 cm. Mit Rubrizierung. 15. Jahrhundert.
"Hs. 144. Deutsche (Benediktiner-) Predigten (über Demut und das Jüngste Gericht). 5 Bll., 15. Jh., Papier. Gekauft von Jacques Rosenthal, Eching, 24.8.1965" tituliert der Mediävist Gerhard Eis (1908-1982) die Fragmente einer deutschen Handschrift auf Papier, die der Sammler damals für 30 DM laut beiliegender Rechnung von dem Geschäftsführer der Firma Jacques Rosenthal erwarb.
Das umfangreiche Fragment wurde, laut beiliegender Korrespondenz von dem Germanisten Michael Kaufmann von Gerhard Eis entliehen, der schreibt: "Vor längerer Zeit beschäftigte sich Herrr Kaufmann aus Ihrem Seminar, dessen Inhalt teilweise mit entsprechenden Stellen aus dem Traktat 'Von dreierlei Wesen der Menschen' (Diss. S. 416: Rahel/Benjamin) übereinstimmt. Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie mir mitteilen wollten, ob Herr Kaufmann etwas über dieses Fragment veröffentlicht hat.". Offensichtlich war das nicht der Fall. Mit Fehlern lesen wir "Ist das von uns fleisse zu demütigen die weil wir hir leben, so winct uns die gütlichhait gotz ser schön in der zeit der haimsuchung, das ist, an dem tag dez jüngsten gerichts in dem reich der himel." – Text beschnitten. Gebräunt, fleckig und mit kleinen Läsuren. Aus der Sammlung Prof. Dr. Gerhard Eis, Kennzeichnung Hs. 144. Erworben im Antiquariat Jacques Rosenthal August 1965.
Theologische Sammelhandschrift
mit 20 erbaulichen, mystischen Traktaten. Deutsche Handschrift auf Papier
Los 1007
Schätzung
34.000€ (US$ 37,778)
Mystik aus dem Kloster Pillenreuth bei Nürnberg - meist unerschlossen und nicht ediert
Theologische Sammelhandschrift mit 20 erbaulichen, mystischen und asketischen Traktaten, alle auf Deutsch, darunter Werke von Mechthild von Hackeborn, Johannes Nider und Marquard von Lindau. Deutsche Handschrift in bairisch-fränkischer Mundart auf Papier, aus zwei ursprünglich gesondert aufbewahrten Teilen zusammengesetzt (Bl. 1-199 und Bl. 200-248; am Anfang fehlen ein oder zwei Blätter). Schrift: regelmäßige Bastarda von zwei Händen (Teil 1) bzw. Cursiva von einer Hand (Teil 2). Schriftraum: 11 x 7 cm. Format: 14 x 10 cm. Rubriziert mit roten 1-4-zeiligen Initialen, Kapitalstrichelung, Überschriften, Incipits, Unterstreichungen etc. Neuzeitliches Kalbsleder, wohl 19. Jahrhundert, über dünnen, abgefasten Holzdeckeln mit zwei Metallschließen (kaum berieben, gut erhalten). Nürnberg, 15. Jahrhundert, Kloster Pillenreuth 1447.
Reichhaltige, für die private Frömmigkeit einer Klosterfrau bzw. für ein Frauenkloster geschriebene einmalige Sammlung erbaulicher, mystischer, asketischer und liturgischer Texte, teilweise unerschlossen und nicht ediert. Zu Scriptorium und Bibliothek von Pillenreuth siehe M. Schieber in Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg 80 (1993), S. 1-115, hier S. 61-67. Der zweite Teil entstand laut Schreibervermerke auf Bl. 240r und Bl. 248v 1447 im Kloster Pillenreuth der Augustiner Chorfrauen bei Nürnberg, Teil 1 in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts.
Enthalten sind
Teil I:
Speculum artis bene moriendi', dt. / Bearbeitung 3a: 'Spiegel des kranken und sterbenden Menschen' (Bl. 1r-30v), nach dieser Handschrift ediert in E. Langen, Eine neue Quelle für die Kenntnis des mystischen Lebens im Kloster Pillenreuth. Untersuchungen und Texte, Diss. Heidelberg 1960, S. 152-184. (Handschriftencensus 7209).
'Meisterbuch' (Bl. 31r-44v) (Handschriftencensus 5488).
Auferstehungspredigt (Bl. 45r-69v) (Handschriftencensus 4475)
Totenoffizium (Bl. 69v-102r)
Totenvesper (Bl. 102v-104v)
Heinrich von St. Gallen 'Passionstraktat' (Bl. 105r-199r) (Handschriftencensus 476), siehe J. Werlin, ‚Heinrich von Sankt Gallen‘, Stifter-Jahrbuch 6 (1959), S. 131-147, hier 141-143; H. Hilg, Das Marienleben des Heinrich von St. Gallen, München 1981, S. 19.
Teil II:
Mechthild von Hackeborn: 'Liber specialis gratiae', dt. [Auszüge: Kap. I,9 und IV,52] (Bl. 200r-202r) (Handschriftencensus 768, 5035)
Erscheinungen der Äbtissin Carissa (Bl. 202r-205r), Marquard von Lindau, 'Dekalogerklärung' [Auszug: Ars moriendi] (Bl. 205v-214v) (Handschriftencensus 754, 667)
'Gedanken Jesu auf dem Ölberg' (Mystische Sprüche) (Bl. 215r-218r)
Erscheinungen einer sächsischen Klosterfrau (Bl. 218r-220v)
Pseudo-Engelhart von Ebrach: 'Das Buch der Vollkommenheit' (Bl. 220v-221r) (Handschriftencensus 2155)
Johannes Nider: 'Die 24 goldenen Harfen' [Exzerpt] (Bl. 221v-223v), s. S. Abel, Johannes Nider, ‚Die vierundzwanzig goldenen Harfen‘, Tübingen 2011, S. 51. (Handschriftencensus 841, 974)
'Diu zeichen eines wârhaften grundes' (Bl. 224r-227v) (Handschriftencensus 2918)
Traktat über den Hohen Mut (Bl. 227v-229r), s. dazu G. Eis in Neuphilologische Mitteilungen 62, 1961, S. 39-46.
Mystische Traktate (Bl. 229r-234v), s. F. Jostes, Meister Eckhart und seine Schüler, Berlin-New York 1972, Nr. 50 und 54.
Mystischer Traktat (Bl. 234v-236v), s. U. Federer, Mystische Erfahrung im literarischen Dialog, Berlin-New York 2011, S. 349 (zu dieser Hs.)
‚Wer hab ein stetes belangen?‘ (Bl. 236v-237v), s. J. Theben, Die mystische Lyrik des 14. und 15. Jahrhunderts, Berlin-New York 2010, S. 93-96 (zu dieser Hs.)
Gebet um Hilfe aus der Not und aus den Fesseln der Sünde mit Marienlob (Bl. 238r-240r)
Anleitung zum Rosenkranzgebet (Bl. 241r-248r) (Handschriftencensus 9597).
Aus der Sammlung des Germanisten und Mediaevisten Gerhard Eis (1908-1982), hier mit seiner Signatur Hs. 103. Bibliographische, auf die Handschrift bezogene Notizen seiner Hand auf dem Schutzblatt hinten. – Vereinzelt etwas finger- oder braunfleckig, wenige Tintenfleckchen und allgemeine Gebrauchsspuren, insgesamt aber in bemerkenswert gutem Zustand, verhältnismäßig breitrandig (ohne Überschneidungen). Sehr seltene, zu weiten Teilen unveröffentlichte Sammelhandschrift mit inhaltsreichen, für die Mystikforschung des spätmittelalters höchst interessanten deutschen theologischen Texten, datiert und aus einem damals florierenden fränkischen Kloster bei Nürnberg zu lokalisieren.
Angelologische Prosa
Deutsch-lateinische Handschrift auf Pergament
Los 1008
Schätzung
260€ (US$ 289)
Angelologische Prosa. Deutsch-lateinische Handschrift auf Papier. 2 S. auf 1 Bl. 28 (von ?) Zeilen. Schrift: Bastarda. Format: 18,3 x 12,6 cm. Mit Rubrizierung. 15. Jahrhundert.
Fragment aus Einbandmakulatur, das von dem bedeutenden Mediävisten und Germanisten Gerhard Eis (1908-1982) als "Angelologische Prosa" gedeutet wurde. Möglicherweise handelt es sich um ein Textfragment aus Bartholomaeus Anglicus: Eis weist hin auf dessen "De proprietatibus rerum" (Frankfurt 1601), Nachdruck Arbus 1964, S. 35. – Aus der Sammlung Prof. Dr. Gerhard Eis, Kennzeichnung Hs. 166. Erworben im Antiquariat Jaques Rosenthal Februar 1971.
Livres d'Heures. Lateinische Handschrift auf Pergament. 1 Blatt. 17 Zeilen. Schrift: Gotica textualis. Schriftraum: 11 x 8 cm. Format: 16,5 x 12,5 cm. Mit rubrizierten und golderhöhten Initialen und golgeprägter Rankenbordüre in Blau, Rot, Grün und Weiß. Unter Glas mit Passepartout in goldgeprägter Holzleiste. Frankreich, 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts.
Einzelnes Blatt aus einem französischen Stundenbuch (Livres d'Heures), verso und recto beschriftet und mit sehr hübscher Rankenverzierung. – Leicht gewellt und mit winzigen Gebrauchsspuren, sonst gutes Exemplar. Nicht ausgerahmt, Versand nur ohne Rahmen.
Provenienz: Mit Antiquariatsschildchen "Antiquariat Stenderhoff, Münster ... Kunstmesse Köln 1980".
Kreuzigung Christi
Miniatur aus einem spätmittelalterlichen Livre d'heures
Los 1010
Schätzung
400€ (US$ 444)
Kreuzigung Christi. Miniatur aus einem spätmittelalterlichen Stundenbuch. Lateinische Handschrift auf Pergament mit Text in Tinte, einer großen 4-zeiligen Initiale in Gold und Farben sowie einer großen farbigen Miniatur. Blattgröße 14,5 x 9 cm. Miniatur 11 x 9 cm. Lösbar zweipunktmontiert auf bunt aquarelliertem Präsentationsblatt mit aufmontiertem Goldrahmen. Wohl Nordfrankreich um 1460.
Ein besonders schönes Blatt eines spätmittelalterlichen Stundenbuchs mit nicht nur einer künstlerisch außergewöhnlich hübschen, hochqualitativen Miniatur, sondern einer bemerkenswerten Szene, die ihren konkreten Wiederpart im Text findet: "Dulcissime domine iesu infunde obsecro multitudinem charitatis tue mihi peccatrici [...]". Dargestellt ist in feinsten, mit zartem Pinselgold gehöhten Gouachefarben die biblische Szene der Kreuzigung Christi vor der mächtigen Silhouette des fast an eine heutige Hochhausstadt erinnenderen Jerusalem mit goldschimmernden Türmen. Links erscheint die anbetende Maria, rechts Johannes mit dem Evangelium im Gewand. Zu Füßen des Gekreuzigten erscheint hier eine betende Stifterin, die sich mit einem an einen purpurgedeckten Tischchen mit Gebetbuch angebrachten großen Wappenschild persönlich zu erkennen gibt. Dieses Vierfarbenwappen zeigt zwei Blauflächen über Kreuz mit punzierten (oxidierten) Silberstreifen. Eingeführt mit der hübschen großen Initiale "D" auf Kastengrund mit Pinselgoldfüllung und Blüten fleht die Stifterin (und damit die Eignerin des Gebetsbuches) an ihren Herren: "Liebster Herr Jesus, ich bitte dich, gieße deine ganze Liebe über mich Sünderin aus [damit ich Deine Gnade empfange]." – Miniatur bis auf den roten Rand und der Text verso sehr knapp beschnitten, horizontaler Mittelknick mit winziger Farbabreibung, sonst aber kaum Oberflächenbereibungen, sehr hübsch. – Beiliegt: Pentecoste. Eine weitere Miniatur aus einem anderen spätmittelalterlichen Stundenbuch. Lateinische Handschrift auf Pergament. 18,8 x 12,6 cm. Wohl Frankreich um 1500. - Auf Schwarzgrund (knapp beschnitten) in einer gelben, pinselgoldgehöhten Rahmenädikula erscheint die Taube des Heiligen Geistes, die Flämmchen über Maria und den Aposteln aussendet. - Wohlerhalten, sehr hübsch.
Dornblattranken-Bordüren
3 Doppellagen aus einem spätmittelalterlichen Stundenbuch in lateinischer Handschrift
Los 1011
Schätzung
800€ (US$ 889)
Dornblattranken-Bordüren. 3 Doppellagen aus einem spätmittelalterlichen Stundenbuch in lateinischer Handschrift auf Pergament. 12 S. auf 6 Bl. Schriftraum 9,4 x 6,2 cm. Format 18,8 x 13,4 cm. Mit 70 1-2-zeiligen Blattgold-Initialen auf Rot und Blau, zahlreichen Zeilenfüllern in Gold und Farben sowie jeweils die Kolumne begleitende breite Dornblattranken-Bordüre mit Akanthus, verschiedenen Blüten Federwerkranken und Blattgoldpunkten. Ile-de-France um 1465.
Ein authentisches Stück Spätmittelalter in leuchtendem, schillernden Blattgold. – Sehr feine, exzellente Bordüregestaltung auf bemerkenswert breitrandigem Pergament, minimal angestaubt, vereinzelt unwesentlich fleckig. Sehr dekorativ.
Seligenthaler Gültbuch
Abgabenliste des Zisterzienserinnenstifts. Deutsche Handschrift auf Papier
Los 1012
Schätzung
2.400€ (US$ 2,667)
Seligenthaler Gültbuch. Abgabenliste des Zisterzienserinnenklosters Seligenthal bei Landshut. Deutsche Handschrift (mit lateinischen Einsprengseln) auf Papier. 7 Bl. mit 9 S., aus verschiedenen Fragmenten zusammengesetzt. 15,5 x 10,5 cm. Bastarda in Sepia und Rot von mehreren Händen. Schriftsprache Bayrisch. Moderner Pappband. Kloster Seligenthal bei Landshut 1467.
Ein Gültbuch des Zisterzienserinnenklosters zu Seligenthal bei Landshut, ohne Name des Verfassers. Sorgfältig, von 1-16 nummerierte Einträge eines Verzeichnisses von in Gültbriefen festgehaltenen Schuldnern, also derjenigen Institutionen und Personen die dem Kloster gegenüber zu Abgaben verpflichtet waren. Zusätzlich werden Art und Wert sowie das Datum der Abgaben angegeben:
"Eingens was an obs gevallen ist 1467" (Bl. 1r, sonst leer), "Die gult von dem Closter Saldental und andern gstad in Sand Nicla pfarre (?)" (Bl. 2r), "14. Aber von ainer hoffstat und garten bei Sand Nicla. Hat in Hanns Grian tzu Perger. Gibt zu Michahel X s. d. Debet 1 lb. 9 III d." (Bl. 4v), "An Gerstin. Item sabbato post Omnium sanctorum III Schaf [oder Scheffel, Maßeinheit für Getreide], VI / Item sabbato post Elizabeth III Schaf XVIII […] / Item an Pfinztag vor Erhardi III Schaf […]" (Bl. 6r).
Das Kloster Seligenthal wurde 1232 gegründet und besteht (mit Unterbrechungen) bis heute fort. Es verfügte schon bald nach seiner Gründung über einen erheblichen Grundbesitz. Die Klosterkirche ist eine der Begräbnisstätten der Wittelsbacher. Zur Geschichte des Klosters siehe Werner Ebermeier, Dir gebührt unser Lob. 775 Jahre Zisterzienserinnenabtei Seligenthal bei Landshut, Landshut 2007, S. 11 (Angaben zur Gült). Der Mediävist Gerhard Eis hat auf einem beiliegenden Notizzettel vermerkt: "Seligenthal besaß neben der niederen Gerichtsbarkeit die Patronatshoheit v. Gündelhoven, Schatzhofen (Gemeinde Furth), Ergolding, St. Nikola in Landshut, Holztraunbach, Neustadt a. Donau, Inning und Klettau (Böhmen)". – Wenige winzige Wurmgänge (kaum Buchstabenverlust), vereinzelte Leimspuren, kaum überschnitten, gebräunt oder fleckig. Aus der Sammlung des Heidelberger Germanisten Gerhard Eis (1908-1972), dort mit der Signatur Hs. 89. Verwaltungshandschriften dieser Art werden nur selten auf dem Antiquariatsmarkt angeboten
Nürnberger Predigten
Deutsche Handschrift auf Papier.
Los 1013
Schätzung
15.000€ (US$ 16,667)
Unikalüberlieferungen von Nürnberger Predigten, nur teilweise veröffentlicht
Nürnberger Predigten. Deutsche Handschrift auf Papier. 259 Bl. Verschiedene Hände (Cursiva und Bastarda). Schriftraum: 7,5-8 x 5-5,5 cm. Format 10 x 7,5 cm. Zeilenzahl stark wechselnd. Vereinzelt eingefügte Rubrizierung mit Überschriften, Kapitalstrichelung, aber auch Korrekturen und Ausstreichungen etc. Moderner Kopertband (ohne Bünde und Deckel), unter Verwendung eines festen, wohl alten Pergamentblattes hergestellt. Nünberg, Dominikanerinnenkloster St. Katharina, 1472-1498.
Sammlung von Nürnberger Predigten, die laut Schreibervermerke im Zeitraum 1472-1498 von verschiedenen Geistlichen (überwiegend Nürnberger Dominikaner) im Dominikanerinnenkloster St. Katharina in Nürnberg gehalten und anschließend von den dortigen Nonnen redigiert und gesammelt wurden. Die meisten dieser Predigten werden nur in dieser Handschrift überliefert (Unikalüberlieferung). Sie sind als unmittelbares Abbild der Spiritualität der Nonnen zu verstehen.
So hebt beispielsweise Johannes Diemar mit einer Predigt an: "Ein matery die gepredigt hat ... Johannes diemar ... was untscheid sey zwischen der tugent und der gab darauff ist die antwort daß die sel von got geschaffen ist als ein warsagter spiegel spricht S. thomas ...".
Zu den in der Handschrift namentlich genannten Autoren gehören: Johannes Auer (Bl. 10-11r), Johannes Kirchschlag (Bl. 39r-42v, 84v-85v, 96r-101v, 159v-160v, 165rv, 177v-178v, 209r-212r), dazu Gerhard Eis, Altgermanistische Beiträge zur geistlichen Gebrauchsliteratur, Bern-Frankfurt/M. 1974, S. 118-127. Ferner: Johannes von Klingenberg (Bl. 42r-83v) und Johannes Diemar (Bl. 53r-83v, 145r-147r, 199r-206r), ediert in A. Lee, Materialien zum geistigen Leben im Sankt Katharinenkloster zu Nürnberg, Diss. Heidelberg 1969, S. 93-97, 255-273.
Weitere Predigttexte stammen von Georg Haß (Bl. 85r), Friedrich Stromer (Bl. 104v-106r, 147v-149r, 167v-168r, 170v-173v, 174v, 176v-177r, 177rv), Johannes Lock (111v-112r, 174v-175r, 224v-225r) und Johannes Weyg (Bl. 106r,160rv) sowie Johannes Muleysen (Bl. 149v, 175v-176v, 178v, 251v-253v). ebenso wie von Johannes Hentinger (Bl. 165v-166v) und Johannes Asser (Bl. 170rv), nach dieser Hs. von G. Eis ediert in Archivum fratrum Praedicatorum 31 (1961), S. 323-325.
Es schließen sich Predigten an von Johannes Diemar (Bl. 199r-206r), Hermann von Metten (Bl. 232-237v), nach dieser Hs. von J. Werlin ediert in Neuphilologische Mitteilungen 39 (1968), S. 39-47 sowie Johannes Zolner (Bl. 247v-249v) und Jakob Sprenger (Bl. 249v-251v)
Eine Beschreibung der Handschrift liegt vor von Peter Renner in Archiv für Kulturgeschichte 41 (1959), S. 201-217 und im kurz im Handschriftencensus (https://handschriftencensus.de/15944). Sie stammt aus der Sammlung des Germanisten und Mediaevisten Gerhard Eis (1908-1982), hier mit seiner Signatur Hs. 114. Eis erwarb die Handschrift 1959 im Wiener Antiquariat Heinrich Hinterberger. Bibliographische Notizen seiner Hand finden sich auf dem Schutzblatt hinten.
Zwei Lagen (23 Bl.) nach Bl. 142 wurden von Eis aus der Handschrift herausgelöst und separat gebunden; sie bilden jetzt Hs. 116. Die letzten vier Lagen (80 Bl.) wurden ebenfalls herausgenommen und bildeten Hs. 115 in der Sammlung Eis. Vergleiche die Katalognummern 1015 und 1016. – In bemerkenswert guter Gesamterhaltung, nur vereinzelte, wenige Gebrauchsspuren.
Nürnberger Dominikanerinnenkloster
St. Katharina. Fragment eines Andachtszettelchens. Textura in Braun und Rot auf Pergament.
Los 1014
Schätzung
200€ (US$ 222)
Nürnberger Dominikanerinnenkloster St. Katharina. Fragment eines Andachtszettelchens. Deutsche Handschrift auf Papier. Textura in Braun und Rot. Schriftraum ca. 8,5 x 3,4 cm. Format ca. 9,4 x 4 cm. Nürnberg zwischen 1472 und 1498.
Ausgelöstes Fragment aus einem Nürnberger Andachtsbuch der Dominikanerinnen von St. Katharina. Inhaltlich geht es wohl um das biblische Konzept der "Mehrung der ewigen Freude des Menschen", dass Gott uns Talente gibt, die wir entfalten und mehren sollen, um ewige Freude zu empfangen: "[...] und dz thust du zu merung aus ewige frewde deß hilf mir mein got, und meines hers das ich mensch eines sey [...]. Hilf mein Gott und mein Herr [...]." Mit dem originalen, hs. beschrifteten Umschlag des Germanisten Gerhard Eis (1908-1982). – Ungerade beschnitten, sonst sehr schön erhalten.
Fragment Nürnberger Predigten
Erbauungstexte und Predigten in bairischer Mundart. Deutsche Bastarda-Handschrift auf Papier
Los 1015
Schätzung
6.000€ (US$ 6,667)
Fragment Nürnberger Predigten aus dem Zeitraum zwischen 1478 und 1492 im Dominikanerinnenkloster St. Katharina in Nürnberg entstanden. Das Fragment wurde aus Hs. 114 der Sammlung von Gerhard Eis entnommen; es befand sich dort hinter Bl. 259. Neben Predigten enthält dieses Fragment auch einige erbauliche Traktate und weitere Texte. Deutsche Handschrift auf Papier, 80 Bl. Bastarda von mehreren Händen (Nürnberger Dominikanerinnen). Schriftraum und Zeilenzahl wechselnd. Format: 10 x 7 cm. Durchgehend rubriziert mit Kapitalstrichelung, Absatzmarken, aber auch Durch- und Unterstreichungen in Rot. Modernes Halbleder. Dominikanerkloster St. Katharina Nürnberg, 1478-1492.
Fragment von in bairischer Mundart geschriebenen Erbauungstexten und Predigten, die von dem Heidelberger Mediävisten und Germanisten Gerhard Eis (1908-1982) einer größeren, hier ebenfalls zum Aufruf kommenden Handschrift entnommen und einzeln gebunden worden. Enthalten sind (nach dem Handschriftencensus):
Homiletische Ermahnungen zu einem gottgefälligen Lebenswandel und zur Nachfolge Christi" (Bl. 1r-21v), nach dieser Hs. ediert in J. Werlin, ‚Mystikerzitate aus einer Nürnberger Predigthandschrift‘, Archiv für Kulturgeschichte 43 (1961), S. 240-259, hier 241-242. Die Handschrift enthält ferner: ‚Mystische Betrachtungen über die göttliche Liebe, Güte und Wahrheit‘ (Bl. 22r-41v), nach dieser Hs. ediert in Werlin, S. 241-242
Johannes von Klingenberg: Zwei Predigten (Bl. 42r-56v)
Gebet vor dem Sakramentsempfang (Bl. 56v-57r)
Johannes Henlein: Predigten, am Schluss unvollständig (Bl. 57r-59v), nach dieser Hs. von H. J. Vermeer ediert in Archiv für Kulturgeschichte 49 (1967), S. 98-104.
Gebet vor dem Sakramentsempfang (Bl. 60r-61r)
Über den Sakramentsempfang (Bl. 61v-66r)
Vom Sakramentsempfang, zweimal mit Berufung auf Heinrich Seuses ‚Horologium sapientiae‘ (Bl. 66v-71r)
Exempel zum Sakramentsempfang (Bl. 71r-76r)
Von der Reue und vom Trost wider die Kleinmütigkeit und weitere Texte (Bl. 76v-80v).
Beschreibungen der Handschrift von Peter Renner in Archiv für Kulturgeschichte 41 (1959), S. 201-217 und im Handschriftencensus (https://handschriftencensus.de/15944). Aus der Sammlung des Germanisten und Mediaevisten Gerhard Eis (1908-1982), hier mit seiner Signatur Hs. 115. Die Hs. war Teil von Hs. 114 der Sammlung Eis. Eis erwarb sie 1959 im Wiener Antiquariat Heinrich Hinterberger. Bibliographische Notizen seiner Hand auf dem Schutzblatt hinten.
Die letzten vier Lagen (80 Bl.) wurden von Gerhard Eis aus der Handschrift herausgenommen und bilden seitdem Hs. 115 in der Sammlung Eis. Zwei Lagen (23 Bl.) nach Bl. 142 wurden von Eis ebenfalls aus der Handschrift herausgenommen und separat gebunden; sie bilden jetzt Hs. 116. – Sehr gut erhalten, mit wenigen zeitgenössischen Korrekturen, teils mit kleinen Papierauflagen mit Verbesserungen, Ränder minimal brüchig, nur vereinzelt etwas gebräunt. Mit vier hübschen farbigen, an die Blätter geknüpften Lesezeichen-Litzen.
Muleysen, Johannes
Nürnberger Predigten, Fragment einer Handschrift aus dem Dominikanerinnenkloster St. Katharina in Nürnberg
Los 1016
Schätzung
5.000€ (US$ 5,556)
Muleysen, Johannes, Friedrich Stromer und Johannes Diemar. Nürnberger Predigten, Fragment einer Handschrift aus dem Dominikanerinnenkloster St. Katharina in Nürnberg, entnommen aus Hs. 114 der Sammlung Gerhard Eis. Das Fragment befand sich dort hinter Bl. 142. Deutsche Handschrift auf Papier, 22 Bl. Bastarda von mehreren Händen (Nürnberger Dominikanerinnen). Schriftraum und Zeilenzahl wechselnd. Format: 10 x 7 cm. Gut erhalten. Modernes Halbleder. Nürnberg, Dominikanerkloster St. Katharina, 1478-1492.
"Christus spricht nymant kumpt in den himel den des menschen kint der da ist ym himmel da sind dy glid ym hawpt besloßen" nach Johannes 3:13, wo Jesus sagt: "Niemand ist in den Himmel aufgefahren außer dem, der aus dem Himmel herabgestiegen ist, dem Menschensohn."
Die Handschrift enthält Predigten von: Johannes Muleysen (Bl. 3v-5v), Friedrich Stromer (Bl. 5v-17v) und Johannes Diemar, datiert 1478 (Bl. 18v-19r), ediert in A. Lee, Materialien zum geistigen Leben im Sankt Katharinenkloster zu Nürnberg, Diss. Heidelberg 1969, S. 233-234. Ferner Johannes Kirchschlag (Bl. 19v-21r). Eine
Beschreibungen der Handschrift gibt es von Peter Renner in Archiv für Kulturgeschichte 41 (1959), S. 201-217 und im Handschriftencensus (Nr. 15944).
Aus der Sammlung des Germanisten und Mediaevisten Gerhard Eis (1908-1982), hier mit seiner Signatur Hs. 116. Eis erwarb die Handschrift 1959 im Wiener Antiquariat Heinrich Hinterberger. Bibliographische Notizen seiner Hand auf dem Schutzblatt hinten.
Zwei Lagen (23 Bl.) nach Bl. 142 wurden von Eis aus der Handschrift herausgenommen und separat gebunden; sie bilden jetzt Hs. 116 (diese Hs.), Die letzten vier Lagen (80 Bl.) wurden ebenfalls herausgenommen und bildeten Hs. 115 in der Sammlung Eis. – Eine Seite etwas knapp beschnitten, sonst meist sehr sauber und gut lesbar, bemerkenswert wohlerhalten.
Buxheimer Gebetsübungen
Deutsche Handschrift auf Papier. Kartause Buxheim um 1485.
Los 1017
Schätzung
4.500€ (US$ 5,000)
Buxheimer Andachtsbuch als Vademecum der Ordensbrüder
Buxheimer Gebetsübungen. Deutsche Handschrift auf Papier. 21-22 Zeilen. Schriftraum 135 x 75 mm. Format 145 x 103 mm. Rubriziert mit Überschriften, Initialen, Kapitalstrichelung und Unterstreichungen sowie roten Absatzmarken. Moderner lädierter Pergamentband (Deckel geworfen, Gelenke teils offen). Kartause Buxheim um 1485.
Die Kartäuser-Mönche hatten schon in ihren Ordensstatuten die Pflege des Schrifttums und die Arbeit am handschriftlichen Buch aufgenommen, was den Orden zu einem für die Überlieferung von Texten einflussreichsten und bedeutendsten werden ließ. Im Zentrum steht hier sicherlich die Kartause Buxheim in Oberschwaben bei Memmingen.
Die Handschrift hebt (Fol. 1) an mit Handlungsanweisungen für den "Professtag", also an dem Festtag der Ablegung des Ordendsgelübtes zur Aufnahme eines Novizen in die Kongregation: "Uff den niewen jarstag und fest im jar wenn die professtag ist". In den Klöstern galt dieser jährlich wiederkehrende Professtag (von "Profess" als "Ordensgelübte") als spezifischer Feiertag: "An dem anfang des niewen jars soll ain gaistlich mensch ... sein ordenbuch über trachten (= übertragen, aushändigen).
Die Handschrift ist damit eine Art Vademecum des Ordensbruders. Es folgt "Ain übung uff des drei kunig tag" (Fol. 2), dann "Gen Rom gän gaistlich", also Andachtsübungen zu einer inneren Pilgerfahrt nach Rom: "Ain übung uff den Sonetag nach dem achtenden der hailige drey kunig".
Auf Fol. 3v, Zeile 11 wird die Kartause Buxheim erwähnt: "von unserem Kloster buchsheim".
Übungen zu Maria Lichtmess schließen sich an (Fol. 5-8): "Ain übung und haymsuchung all tag aynost biß uff unsser frawentag lichtmess [...]", mit einem Zitat des Bernhard von Clairvaux: "Bernhardus der andächt lerer spricht An yegliche rechtgläubig sol und aller maist ain gaistlich orden mench (Mönch) soll zu tag aynost von dem tag der geburt xpi biß uff unsser frawe tag lichtmeß bey der kripp haym suchen, des kunin ihs (Jesus) und sin mutter und in da anbetten [...]". Ferner "Das maria mit irem kindlin jhesu flohetin egypten" (Fol. 10), "Uff unser frawen geburts tag", "Uff sant michels tag" und vieles mehr.
Die Handschrift stammt aus Buxheim, wurde dann in der Privatsammlung, Eduard Langer, Braunau (Böhmen), Ms. 476 bewahrt, davor Privatbesitz Antiquariat Ludwig Rosenthal, München, Nr. 1909/120,305 und davor Privatbesitz Antiquariat Ludwig Rosenthal, München, Nr. 1889/65,1169, zuletzt Privatsammlung, Gerhard Eis, Heidelberg, Hs. 111. Dieser erwähnt sie in Sonderandachten Buxheimer Kartäuser im 15. Jahrhundert, in: Zeitschrift für Religions- und Geistesgeschichte. Leiden und Marburg 1948. Band XIII (1961), 2, S. 169-175. Auch: Wolfram D. Sexauer, Frühneuhochdeutsche Schriften in Kartäuserbibliotheken. Untersuchungen zur Pflege der volkssprachlichen Literatur in Kartäuserklöstern des oberdeutschen Raums bis zum Einsetzen der Reformation (Europäische Hochschulschriften I,247), Frankfurt a.M. u.a. 1978, S. 25, 149.
Verzeichnet im Handschriftencensus 8541. – Unten teils etwas knapp beschnitten (nur minimaler Textverlust, die letzte Zeile wiewohl meist noch gut lesbar), sonst sehr sauber und wohlerhalten, kauf fleckig, Gebrauchsspuren.
Schedel, Hartmann
Vedute der Stadt Florenze aus dem "Liber chronicarum"
Los 1018
Schätzung
300€ (US$ 333)
Schedel, Hartmann. Vedute der Stadt Florenz aus dem "Liber chronicarum". Doppelblattgroßes Einzelblatt mit großer Stadtansicht sowie einigen weiteren figürlichen Textholzschnitten. 44 x 62 cm. Nürnberg, Anton Koberger, 1493.
Die Darstellung zeigt die italienische Stadt Florenz unter dem lateinischen Namen "Florencia". – Etwas braun- und fingerfleckig sowie Mittelfalz mit verstärkten Einrissen.
Heinrich zu Hardegg
Erbschaftskunde zur Bestätigung eines Pachtzehnten
Los 1019
Schätzung
400€ (US$ 444)
Heinrich zu Hardegg. Erbschaftskunde zur Bestätigung eines Pachtzehnten. Deutsche Handschrift in Kanzlei-Bastarda auf Pergament. 1 S. auf 1 Bl. Schriftraum ca. 7,5 x 21,5 cm. Mit kalligraphischer Initiale "J", Plika und angehängten Pergamentstreifen (ohne Siegel). Oberösterreich 1500.
Erbschaftskunde zur Bestätigung der Übertragung eines Pachtzinses auf den Besitzungen des Grafen Heinrich zu Hardegg, deren Stammburg die ab 1488 errichtete Schlossanlage zu Greinburg in Oberösterreich war. "Ich Andra Sanndorffer Bekenn in dem offen brief von der als der wolgeborne Herr Herr Heinrich Grave zu Hardegk und im Hochamt Freyherr zu Staremberg ... ein Antheil vom Zehent ... zu großen Neuendorf gelegen grossen und klainen zu wald und zu dorf ... erblich an mich kommen...". Datiert am Schluss: "Geben an Montag nach letare durch Christi geburds fünffzehenhundet Jar". – Beiliegt das Faltblatt mit dem eigenhändigen Vermerk von Gerhard Eis: "Gekauft am 27. Aug. 1971 bei Jacques Rosenthal, Eching". Sowie zahlreiche Blätter mit einer Korrespondenz desselben.
Schützenliste
Liste der Teilnehmber bei einem "Schießen auf dem Anger". Deutsche Handschrift auf Papier
Los 1020
Schätzung
300€ (US$ 333)
Schützenliste. Liste der Teilnehmber bei einem "Schießen auf dem Anger". Deutsche Handschrift auf Papier. 1 Bl., 1 S. Ca. 25 x 20 cm. Wohl Mitteldeutschland (Rheinland?), datiert "1502".
Frühneuzeitlicher Handzettel mit einem Verzeichnis von 52 Teilnehmern eines lokalen Schützenfests, etwa eines Preisschießens, jeweils mit Vor- und Familiennamen und einem 5-zeiligen Vorspann:
"1502 haben diese hernach geschreybenn Schuczenn geschossenn uff dem anger und ist bevordt gebenn, von einez erbarn rade stein und pulver haftung [...]". – Winzige Einrisse, kaum fleckig, sehr sauberes Blatt aus der Sammlung des Germanisten Gerhard Eis (1908-1982) mit dessen eigenhändig beschriftetem Umschlag: "Hs. 195. Liste der Teilnehmer bei einem Schießen auf dem Anger 1502. Gekauft am 2. August 1971 bei Jacques Rosenthal in Eching".
Französische Predigtexte
und Briefschaften. 21 Fragmente. Sepiafarbige und schwarze Tinte auf Papier
Los 1021
Schätzung
200€ (US$ 222)
Französische Predigttexte und Briefschaften. 21 Fragmente. Sepiafarbige und schwarze Tinte auf Papier. Verschiedene Größen. Bastarda des 16. Jahrhunderts.
Ausgelöste Fragmente verschiedener Handschriften des frühen bis späten 16. Jahrhunderts aus Frankreich aus dem Besitz des Heidelberger Germanisten Gerhard Eis (1908-1982) in dessen eigenhändig beschriftetem Umschlag: "Hs. 215 Briefe des 16. Jhs. (frz.) (Lag an Hs. 214). Gekauft von Jacques Rosenthal in Eching, 12.08.1973". – Teils stärker gebräunt und mit Gebrauchsspuren und üblichen Makulaturverlusten, sonst aber gut erhalten. Inhaltlich noch unerschlossen.
Gloria patri
et filio et spiritui sancto. 6 Einzelblätter aus einem Antiphonale. - Italien 16. Jahrhundert
Los 1022
Schätzung
300€ (US$ 333)
Über zwei Quadratmeter dekoratives Pergament
"Gloria patri et filio et spiritui sancto". 6 Einzelblätter aus einem Antiphonale. Lateinische Handschrift auf Pergament. Schriftraum ca. 36 x 26,5 cm. Blattgröße 49 x 33,5 cm. Mit 6-zeiliger romanischer Quadratnotation in Schwarz auf rotem Liniensystem sowie 18 Zierinitialen mit in Rot mit Blatt- und Rankenwerk sowie rotem Federwerk. Italien frühes oder Mitte 16. Jahrhundert.
Dekoratives, sehr großformatiges Antiphonar mit hübschen Initialen und Teilen von Messtexten, u. a. mit dem "Gloria" am Ende der Psalmrezitation "Gloria patri et filio et spiritui sancto" (Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geiste). – Teils leicht fleckig, gelegentlicher Tintenfraß, wenig gebäunt oder Abrieb, sehr dekorativ.
Rechnungsbuchfragment
Rechnungsbuchfragment. Deutsche Handschrift auf Papier.
Los 1023
Schätzung
350€ (US$ 389)
"Post von Bologna nach Augspurg zu 20 Gulden 15 Kreuzer "
Rechnungsbuchfragment. Deutsche Handschrift auf Papier. 4 S. auf 2 Bl. 28-33 (von ?) Zeilen. Schrift: Kanzleibastarda. Format: 28,2 x 18,2 cm. Deutschland um 1540-1545.
Verzeichnis zahlreicher Kaufbelege mit Daten und Preisen in "k" und "gl", also Kreutzer und Gulden oder "fl" für "florin" (= Gulden), wohl in Reinschrift aufgenommen in ein Kontor- oder Rechnungsbuch, in dem u. a. Portokosten für den Transport von Briefen zwischen deutschen und italienischen Städten vermerkt sind, z. B. Augsburg, Bologna, Botzen, Rom etc.: "den xxii tag Jullio des 1540 Jars von post von Bologna ... gen augspurg te 20 k 15 und einen eignen posten mit prieffe von bologna gen botzen te k 4 und aine postmaister zu bologna von einem grossen Malzoprieff aus Rom war bedingt zu bezallen A 1 k 19" (mit Fehlern). – Oberhalb in den Text beschnitten, mit Randläsuren, ausgelöstes Makulaturfragment. Wurmspurig und etwas fleckig. Aus der Sammlung Prof. Dr. Gerhard Eis, Kennzeichnung Hs. 77. "Handschrift 77 aus einem Rechnungsbuch 1545 im Besitz von Prof. Dr. Gerhard Eis Freising Domberg 16 ist nach den Grundsätzen der Preuß. Akademie der Wissenschaften zu Berlin von Herrn Prof. Dr. Gerhard Eis aufgenommen worden" (Fiche).
Andachtsbillets
Sammlung von 6 Heiligenbildchen auf Pergament
Los 1024
Schätzung
450€ (US$ 500)
Andachtsbillets. Sammlung von 6 teils kolorierten und golderhöhten Heiligenbildchen auf Pergament von J. Hubert, Pet van Lanckuelt, J. de Man oder F. Bouttate. 12 x 9 cm bis 10 x 15,5 cm. Um 1600.
Die Billets zeigen verschiedene Heilige, wie den Heiligen Rochus, Maria mit Jesus, den Heiligen Augustinus oder den Heiligen Hyacinthus. Die Bildchen sind mit kräftigen Farben gehalten und teils mit Golderhöhung verziert. – Teils knapp beschnitten, mit kleineren Fleckchen, sonst gut erhalten. Sehr dekorativ.
Functiones ecclesiastica
Lateinische Handschrift auf Papier. 59 beschriebenen S. auf 30 Bl.
Los 1025
Schätzung
700€ (US$ 778)
Vademecum des Pfarrers Johannes Knipfelberger aus Hermagor im Gailtal
Functiones ecclesiastica. Lateinische Handschrift auf Papier. 59 beschriebenen S. auf 30 Bl. 14-17 Zeilen. Schrift: Kurrentkursiva. Schriftraum: 9,7 x 6,7 cm. Format: 12,5 x 9 cm. Mit Rubrizierung, Titel, Überschriften und Textpassagen in Rot. Moderner Pappband mit Marmorpapierbezug. Gailtal in Kärnten 1620.
Vademecum eines Priesters der katholischen Kirche in der Diözese Aquileia aus Hermagor im Gailtal. Westlich von Villach, nicht weit der Grenze zu Slowenien, am Hermagor-Pressegger See in Kärnten gelegen, erhielt die Stadt ihren Namen von dem frühchristlichen Heiligen Hermagoras, des ersten Bischofs von Aquileia, der unter Diocletian sein Martyrium erlitt. Das Incipit hebt an: "Sequuntur aliquot functiones Ecclesiasticae, à Sacerdote perficiendae conscriptae à Joanne Knipfelbergero, pro tempore Parocho ad S. Hermagoram, vallis Gyliae Aquilegiensis Dioceseos. Anno 1620".
Das Büchlein enthält mit roten Überschriften ausgezeichnete liturgische Texte, Responsorien, Gebete, Fürbitten, Zwiegesänge zwischen Priester und Gemeinde, aber auch konkrete Handlungsanweisen für den die Messe zelebrierenden Geistlichen, zu Geburt, Taufe, Hochzeit, Kindstode, Begräbnis und weiteren Sakramenten: "Administratio Sacramenti Baptismatis, secundum usum Romanum ... Deinde pollice in fronte infantis imprimat crucem dicens ... Oremus ...". "Exorcismus super Masulos ... Exorcismus super faeminas", "Benedictio sponsi, et sponsae", "Benedictio Mulieris post partum in Ecclesiam introducendae", "Ad sepeliendos infantes ... Deinde funere ad Sepulcum portato, sepulenum Aspergatur, et thurificetur, et rursus, terramque dicat ...", "Ad Sepeliendos Adultos", "Caeteris tumulantibus Sacerdos dicat ..." – Im Innenspiegel gestempelt "Prof. Dr. Gerhard Eis" und handschriftlich "Hs. 202", sowie hinten der eigenhändige Eintrag desselbigen: "Gekauft bei Jacques Rosenthal (Hans Koch) in Eching, 7. I. 1972 GEis". Unwesentlich, minimal fleckig, wohlerhalten, sehr schön und sauber, hervorragend lesbar.
Hafis, Mohammed Schemseddin
Diwan. Persische Farsi-Handschrift auf Papier
Los 1026
Schätzung
3.000€ (US$ 3,333)
Hafis, Mohammed Schemseddin. Diwan. Persische Farsi-Handschrift im Nasta’liq-Duktus auf Papier. 189 nn. Bl. Schriftraum: 13 x 6 cm. Format: 15,8 x 9,4 cm. Mit doppelseitigem Ziertitel ’Unwan in Gold und Farben sowie kleinen Miniaturen, Vokalisierungen in Gold und Farben, goldenen und schwarzen Trennungslinie sowie Einfassungsstriche in Gold, Schwarz, Rot und Blau. 9 großen Miniaturen in Gold und Farben. Weinrotes Maroquin des 20. Jahrhunderts mit auf beide Deckel aufgeblendeten Spiegeln der goldgeprägten Deckel des Lederbandes d. Z. (geschabt, leicht berieben) mit intarsieren Mittelarabesken (Vergoldung abgerieben). Persischer Raum (Isfahan?) wohl 17. oder 18. Jahrhundert (1626?).
Bemerkenswert hübsch illustrierte Diwan-Handschrift des Hafis. Eine umfangreiche Gedichtsammlung, wohl eine Art "Taschenkompendium" der arabisch-persischen Dichtung, wie sie in einem "Diwan" zusammengefasst wird. Enthalten sind zahlreiche Ghasele, Quasiden und Versromanzen, aus dem arabisch-osmanischen Raum stammend, vieles jedoch auch aus dem persischen Kulturraum (wie aus dem Schah-Name etc.). Die vorliegende Handschrift kommt wohl aus dem zentralpersischen Raum um Isfahan, aber auch Teheran kommt in Frage, wo die begabtesten Schreiber und Illustratoren zu finden waren. Gut erkennt man die Reimpare der traditionalen Gedichtsform (Ghasele), aber auch einige Prosatexte wurden immer wieder eingefügt.
Dabei geriet die Anordnung der Texte allein schon zu einem kalligraphischen Kunstwerk. Die Farsischrift im Nasta’liq-Duktus findet sich in einem festen Kastensystem von feinsten goldenen und schwarzen Doppellineament, die sich in der ’Unwan zu einem prachtvollen, doppelblattgroßen Ziertitel zusammensetzen, eingefasst von Zinnenarabesken in Helblau mit Gold- und Rotkonturen. Die zweispaltigen Textblöcke sind mit blau- und rotbetupften Goldwolken durchwirkt und begrenzt von hellblauen Bändern mit goldenen und roten Tabulae.
Auf der rechten Seite erscheinen über einer prachtvollen Kartusche zwei kleine Halbfiguren als Sinnbilder der persischen Märchen- und Geschichtenerzähler, etwa Hafis und Sheherazade vor schimmerndem Blattgoldgrund und und feinsten weißen Ranken mit zahlreichen bunten Blüten. Auch bei den Miniaturen handelt es sich um Arbeiten hoher Qualität und grandioser Finesse. Sie illustrieren die Texte mit Szenen am Hofe, in der Natur, bei der Jagd, mit Pferden und wilden Tieren etc.
Am Ende erscheint eine vierstellige Jahreszahl in arabischen Ziffern, wohl 1035 AH, was dem Jahr 1626 AD der christlichen Zeitrechnung entspräche. Möglicherweise datiert das entzückende Buch aber auch aus dem 18. Jahrhundert. – Leicht gebräunt und vereinzelt fleckig. Die erste Zierseite alt unterlegt, Vorsätze mit zahlreichen späteren Einträgen in schwarzer Tinte, auch auf dem roséfarbenen Blatt am Schluss, hin und wieder winzige Wurmschäden meist im Bug und im Rand (geringer Textverlust), kleine Stegüberlegungen, wenige Farbwischer oder unwesentliche Abplatzungen und Gebrauchsspuren, etwas streng, jedoch ordentlich neu gebunden im 20. Jahrhundert.
Sammelband von 13 Musikstücken
Lateinische Handschrift und hs. Noten auf Pergament
Los 1027
Schätzung
600€ (US$ 667)
Sammelband von 13 Musikstücken. Lateinische Handschrift und hs. Noten auf Pergament. 77 nn. Bl. Schrift: Gotica textura. Schriftraum: 16 x 13 cm. Format: 20 x 16 cm. Mit Rubrizierung, zahlreichen Initialen mit Federwerk in Schwarz und Rot. Pergament d. Z. (stark geworfen, berieben und mit Fehlstellen am Rücken und am oberen Kaptial) mit blingeprägtem Porträt auf den Deckeln. Frankreich um 1640.
Private Abschrift verschiedenster kirchlicher Musikstücke, teils mit hübsch verzierten Initialen und Schlussvignetten. Enthalten sind: I. Cristóbal de Morales. Missus est Gabriel. - II. Antiphona. O rex gloriae, domine virtutum, qui triumphator hodie super omnes caelos ascendisti. - III. Fronleichnamchorus. In seste Corporis Christi. Homo quidam fecit. - IV. Responsorium. Ecce quomodo moritur iustus. - V. Respensorium. Venite post me. - VI. John Taverner. (Missa) Spinea Corona. - VII. In assumptione beata Maria virgus. Hodie Maria virgo coelos ascendit. - VIII. De Sancto Bernardo. Beato Bernardo. - IX. Respensorium. In decollatione S. Joannis Baphtistae. Metuebat Herodes. - X. Responsorium. Beata vere mater ecclesia. - XI. Responsorium. Ecce quomodo moritur iustus. - XII. Antiphona. Salvator mundi, salva nos omnes. - XIII.Tractus - canticus. Te Deum Patrem ingenitum. – Vorsätze erneuert. Etwas stock- und braunfleckig sowie vereinzelt mit Wachsspuren, vier Blätter verklebt, teils mit kleineren bis größeren Fehlstellen (Text- und Notenverlust).
Prognosticon
Eines Vornemen unparteiischen Doct: Astronominae
Los 1028
Schätzung
800€ (US$ 889)
Europa im Wandel: Ungarn ohne Türken gegen Schweden, Katholische Habsburger bleiben, Spanien in Not, England im Kampf, Venedig profitiert und "Pohlen bekompt jamerlichen krieg."
"Prognosticon Eines Vornemen unparteyischen Doct: Astronominae". Deutsche Handschrift auf Papier. 2 S. 1 Doppelbl. 24 Zeilen. Deutsche Kurrentschrift. Schriftraum: ca. 25 x 19 cm. Format: 28,7 x 20,7 cm. Deutschland 17. Jahrhundert.
Bis dato wohl unveröffentlichtes, sehr dezidiertes Prognostikum in 30 Sätzen, eine weitgehend präzise - und erstaunlicherweise, nachträglich betrachtet, auch in den allermeisten Aussagen zutreffende Vorhersage über die politische Zukunft Europas zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges. Wahrscheinlich datiert die Handschrift auf die Mitte des 17. Jahrhunderts, sie wurde möglicherweise im Kontext des Westfälischen Friedens als Vaticinium von einem "Doctor Astronomiae" verfasst. Demnach wurde nach Befragung der Sterne und ihrer Konstellationen die Kräfteverhältnisse zwischen den europäischen Mächten prophezeit:
"1. Das Königreich Ungarn wirt nit durch den Türken überwaltigt. Von den Schweden aber wirt es angefochten, under sich selbstlich zertheilet, und bekomht einen neüwen König". - "2. Böhmen, Mähren, Schlesien, Lendlin ob der Entz, Österreich ... Kernten, Crain, werden dann sy bekommen Iher voerige Religion". - "3. Spanien kompt in not, denn es weder im selbsten, noch einen anderen helfen kann" - "4. Castilien wird sein flucht hauß sein" - "5. Frankreich leidet noht, großen schaden und verlust triumphiert dah." - "6. Italien brechet und wirt schröcklich verwunt, ein Papst bringets in noth". - "7. Denemark lebt in zweifel, trifft weder zihl noch zweck". - "8. Pohlen bekompt jamerlichen krieg." - "9. Venedig kompt auch mit ins Spill, macht sich aber zu nutzen", "Engelland wirt großen Krieg haben, und ein weill regieren nach vill blut vergießen" ... – Kleine Randläsuren und Flecken, mehrfach gefaltet. Aus der Sammlung des Germanisten und Mediaevisten Prof. Dr. Gerhard Eis (1908-1982), hier mit der Signatur Hs. 183. Erworben im April 1971 im Antiquariat Jacques Rosenthal. Mit dem hs. Umschlag von Eis: "Prognosticon eines vornemen unparteiischen Doctoris Astronominae".
Schule von Salerno
De conservanda valetudine. Lateinisch-deutsche Handschrift auf Papier
Los 1029
Schätzung
350€ (US$ 389)
Schule von Salerno. De conservanda valetudine. Lateinisch-deutsche Handschrift auf Papier. 2 S. auf 2 Doppelbl. 4-25 Zeilen. Schrift: Deutsche Kurrentschrift. Format: 23,8 x 17,6 cm. Moderner Karton. Süddeutschland (?) 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts.
Vorangestellt ist ein Vers aus dem biblischen Liber Ecclesiasticus (Jesus Sirarch Kapitel 38): "Honora medicum: quod etiam complectitur mercedem honorariam, ejus arti. À Deo est enim omnis medela, et a rege accipiet donationem. Disciplina medici exaltabit caput illius, et in conspectu magnatorum collaudabitur. Altissimus creavit de terra medicamenta: et vir prudens non abhorrebit illa. Nonne a ligno indulcata est aqua amara?" (Erweise dem Arzt gebührende Verehrung, damit du ihn hast, wenn du ihn brauchst; denn auch ihn hat der Herr geschaffen, und von Königen erhält er Geschenke - Heilung kommt vom Höchsten. Die Kunst des Arztes erhöht ihn, und Fürsten bewundern ihn. Der Herr hat die Arznei aus der Erde geschaffen, und ein Vernünftiger verachtet sie nicht. Wurde nicht das bittere Wasser süß durch Holz, damit man seine Kraft erkennen sollte?").
Gereimte lateinische Lehrsätze mit Bezug auf bedeutende Ärzte der Antike bis zur frühen Neuzeit wie Galenus (129-200), Andrea Vesalio (1514-1564), Caspar Bauhin (1560-1624), Thomas Bartholin (1616-1680), die "Cista medica Hafniensis" etc.: "De numero ossium et venearum in humano copore ex Scholâ Salernitanâ. Vide Anotatio in Andr. Vesal. Casp. Bauhin, Thomas Bartholin [...]", "De formatione foetus in utero meterno" etc. – Im Rand säurefleckig, vordere Seite etwas angeschmutzt. Aus der Sammlung des Germanisten und Mediaevisten Prof. Dr. Gerhard Eis (1908-1982), hier mit der Signatur Hs. 37 und der Fiche auf einem teils eigenhändigem Umschlag: "Handschrift Nr. 37. Scola Salernitana, De conservanda valetudine, lat. u. dt. im Besitz Doz. Dr. Gerhard Eis Ruppertsdorf 520 bei Reichenberg ist nach den Grundsätzen der Königl. Preußischen Akademie der Wissenschaften zu Berlin von Herrn Doz. Dr. Gerhard Eis im Juli 1938 aufgenommen worden." Erwähnt und zitiert in G. Eis, Der anatomische Merkspruch des angelsächischen Salomon und Saturn, in Centaurus 1952, II, S. 2, V. 203.
Prognosticon
Wunderzeichen zur Vorhersage im Zuge des Pfälzischen Erbfolgekrieges. Deutsche Handschrift auf Papier
Los 1030
Schätzung
250€ (US$ 278)
"Prognosticon" mit Wunderzeichen zur Vorhersage im Zuge des Pfälzischen Erbfolgekrieges. Deutsche Handschrift auf Papier. 2 S. auf 1 Bl. 15-17 Zeilen. Deutsche Kurrentschrift. Schriftraum: ca. 18 x 13,5 x cm. Format: 19,5 x 15,6 cm. Rheinpfalz (?) September 1688.
Vorhersagung aufgrund von außergewöhnlichen Ereignissen vor dem Hintergrund des Pfälzischen Erbfolgekriegs, der am 27. September 1688 ausbrach - ein neun Jahre andauernder Konflikt zwischen der französischen Krone unter Ludwig XIV. und der Großen Allianz (bestehend aus England, den Niederlanden, Spanien und dem Heiligen Römischen Reich). Die Prophezeiungen stützen sich auf Geschichten, wie die des Säuglings, der nicht wie normale Kinder schrie, sondern laut und deutlich das Wort Herz herausbrüllte "Cœur" (hier "Coehr"), "Herz Frankreichs" und dann verschied:
"Deß Heyl. Regierenden Königs in Frankreich ungerechten Kriegs halber, gerechter untergang. Im Septembri 1688 ist zu Toga ohnweith Paris ein Kindt geboren worden mit einer Lilien auff der Stirn und Mund, und auf der Brust, so nach der Heyl. Tauffe 3. mahl geschrien: Coehr, Coehr, Coehr Frankreich, und ist darauf gestorben. In der Grafschafft Lasine ist ein Delphine gesehen worden, so mit einem großen geherz und ungewitter verschwunden, welches zu andern Zeiten im übel Omen auff Frankreich gewest. Im anfang des Octobris 1688 ist in dem Königl. Pallast zu Versalien [sic] eine dreyfache Todten procession in welcher deß Königs mit unterschiedlichen Wappen behangt gesehen worden [...]. In der Landschafft Languedoc ist in dem Himmel gesehen worden ein arm und hand, so einen Posten gehalten [...]". – Oberer Rand knapp beschniten (minimaler Linien-, kein Textverlust), etwas gebräunt. Aus der Sammlung des Germanisten und Mediaevisten Prof. Dr. Gerhard Eis (1908-1982), hier mit der Signatur Hs. 167. Erworben im Februar 1971 im Antiquariat Jacques Rosenthal.
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