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Los 1144Leisentritt, Johann
Catholisch Pfarbuch
Auktion 126
Schätzung
500€ (US$ 556)
Leisentritt, Johann. Catholisch Pfarbuch oder Form und Weise, wie die catholischen Seelsorger in Ober und Niderlausitz (...) jhre Krancken eingepfarten ohne unterscheidt besuechen sollen. 4 Bl., 315 S.
Mit 23 Textholzschnitten. Mit 18 ganzseitigen Text-Holzschnitten und 6 halbseitigen Text-Holzschnitten.Titel in Rot und Schwarz. 19,5 x 15 cm. Blindgeprägtes Schweinsleder d. Z. (berieben und bestoßen) mit 1 (von 2) Messingschließen. Köln, Maternus Cholin, 1578.
VD16 L 1066. – Zweiter Druck der verbesserten ersten Ausgabe, beide im selben Jahr erschienen, hier mit dem richtigen Datum "MDLXXVIII" statt "DMLXXVIII".
Mit einem Porträt von Johann Leisentritt und mit dem Monogramm "RF". Es handelt sich hier vermutlich um Rembold von Buren (Köln), der von Leisentritt extra beauftragt wurde für vorliegendes Werk die Holzschnitte zu fertigen (Nagler, Monog. III, 2752). – Innegelenke etwas offen. mit Bibliotheks-Stempel auf dem Titel "Franziskaner-Kloster Dettelbach". Teilweise etwas braun- und fingerfleckig und wenige Blätter feuchtrandig am Kopfsteg. – Beigebunden: I. Derselbe. Kurtze Fragstücke, von dem Hochwirdigen Sacrament des Altars unter gestalt Brodts un Weins... Vor die gemeinen Altglaubigen Layen, in Ober und Nider Lausnitz, neben andern verfasset.
56 (recte 48) S. Mit 1 halbseitigen und 2 ganzseitigen Text-Holzschnitten. Ebenda 1578. - II. Q. S. Tertullianus. Certae, iustae et necessariae praescriptiones adversus haereses omnes... gewise, rechtmeßige und notwendige Verlegung aller Ketzereien. Sampt einer Apologi unnd Schutzschrifft von L. Albrecht. 8 Bl., 72 (von 73) num. Bl. Titel in Schwarz und Rot. Dillingen, Mayer, 1572. - Letztes nummeriertes Blatt fehlt.
Los 1074Leisentritt, Johann
Geistliche lieder und Psalmen der alten Apostolischer recht. 2. Ausgabe
Auktion 111
Zuschlag
3.500€ (US$ 3,889)
Das schönste katholische Gesangbuch in einem prachtvollen protestantischen Einband
Leisentritt, Johann. Geistliche lieder und Psalmen der alten Apostolischer recht und wargleubiger Christlicher Kirchen, so vor und nach der Predigt, auch bey der heiligen Communion und sonst in dem Haus Gottes zum theil in von vor den heusern, doch zu gewoenlichen zeitten, durch gantze Jar, ordentlicher weis moegen gesungen werden. 2 Teile in 1 Band. 20 nn., CCCXXIX (recte 330), 6 nn Bl.; 8 nn., XLIX, 6 num. Bl. Mit blattgroßem Porträt-Holzschnitt (datiert 1571), 2 ganzseitigen und 40 halbseitigen (8 wdhl.) Textholzschnitten und ganzseitigem Wappenholzschnitt. Druck in Rot und Schwarz. Jede Seite mit variierender ornamentaler Metallschnittbordüre. 15,1 x 9,8 cm. Geglättetes, reich (einst goldgeprägtes, numehr schwarz oxidiertes) blindgeprägtes dunkelbraunes Kalbsleder d. Z. (Kapital abgerissen, unteres mit Fehlstellen, Gelenke brüchig, Rückenleder mit kleinen Löchlein und Fehlstellen, etwas beschabt und bestoßen, kaum Kratzspuren, kleiner Wurmgang) über sauber abgefasten Holzdeckeln mit 4 teils ziselierten Messingschließbeschlägen (ohne die Schließbügel). Bautzen, Michael Wolrab, 1573.
VD16 L1062. STC 492. BSB-Musik IX, 3770. Graesse IV, 154. British Museum CPM, XXXV, 41. Nicht bei Adams. – Zweite, der insgesamt nur zweimal aufgelegten Ausgaben des prachtvollsten Gesangbuchdrucks der deutschen Renaissance - zugleich ein Meilenstein in der Entwicklung und Sammlung des gegenreformatorischen, katholischen Liederschatzes. Die erste Ausgabe des Gesangbuchs aus der Feder des römisch-katholischen Geistlichen und Dekans des Kollegiatstifts St. Peter zu Bautzen und Bistum Meißen in der Lausitz Johann Leisentrit (1527-1586) war bereits 1567 erschienen, die zweite ist jedoch in kleinerer Auflage publiziert worden und daher wesentlich seltener - und mit allen Teilen vollständig nahezu unauffindbar. So finden sich von den insgesamt nur 10 weltweit über das VD16 und den KVK nachweisbaren Exemplaren lediglich ein einziges komplettes, nämlich in Halle (fast immer fehlt auch der zweite Teil).
Mit seiner reichen buchkünstlerischen Ausstattung, den umfangreichen Illustrationen, den raffiniert variierenden Randleisten und der exzellenten Satz sowie dem glänzend eingefügten typographischen Notendruck gehört "der Leisetritt" zu den schönsten Kirchengesangbüchern des 16. Jahrhunderts, ja dieses Genres überhaupt, hier in einem zeitgenössischen Prachteinband.
Dieses erste umfassende, insgesamt zweite, katholische Gesangbuch stellt den Gipfel und zugleich den Ausklang der aussertridentischen Reformbestrebungen auf dem Gebiet des Kirchenlieds dar. Mit dem erstmals 1567 von dem aus Olmütz stammenden Bautzener Domdekan Johann Leisentrit (1527-1586) aufgelegten ersten illustrierten katholischen Gesangbuch beginnt recht eigentlich die Geschichte des katholischen Gesangbuchs. "Als private Schöpfung steht es in gewisser Hinsicht neben den grossen offiziellen Werken der liturgischen Revision, dem Catechismus Romanus (1564), dem Breviarium und dem Missale Romanum (1566, 1568) als das deutsche katholische Gesangbuch der Gegenreformation" (Martin Hoberg).
Die grösste Bedeutung für Leisentrits Absicht, das liturgische Geschehen sinnfällig dem Volk verstehbar zu machen, hatte dieses Gesangbuch, von dem 1584 noch eine dritte zu Lebzeiten Leisentrits gedruckte Auflage erschien. Die vorliegende zweite Ausgabe, von der Walther Lipphardt in seiner Monographie nur drei komplette Exemplare nachweist (BSB München, UB Augsburg und BL London), wurde von Johann Leisentrit und seinem kurz zuvor von der Hohen Schule in Ingolstadt kommenden Neffen Gregorius Leisentrit ediert.
Die Gesänge stehen in der Ordnung des Kirchenjahrs; dem pastoralliturgischen Zuschnitt der Sammlung entspricht die gesangsweise Aufnahme deutscher Einsetzungsworte zum Abendmahl. Zwölf Texte und vierzehn Melodien aus der Erstausgabe entfielen, dagegen sind zwei Texte neu aufgenommen worden. Die an den Kaiser gerichtete Widmung des ersten Teils der Ausgabe von 1567 wurde durch eine Widmung an Herzog Albrecht V. von Bayern (1550-79) ersetzt.
"Die typographische Gestaltung dieses Gesangbuches hat einen hohen künstlerischen Wert" (W. Lipphardt). An Stelle des ganz einfachen, nicht illustrierten Druckes des ersten, 1537 in Leipzig erschienenen katholischen Gesangbuchs von Michael Vehe, brachte der Drucker Wolrab "hier eine Prachtausgabe, die in der Sorgfalt des Druckes, in der Ausstattung mit prächtigen Zierleisten mit Holzschnitten wohl kaum ihresgleichen im 16. Jh. hat" (W. von 1545, "an Liedermenge und Ausstattungsreichtum jedoch weit übertrifft" (Erika Heitmeyer).
Speziell der Eigenart ihres Bilderschmucks verdankt Leisentrits Sammlung Kostbarkeit dar, die die evangelischen Vorgänger, darunter Valentin Bapsts Gesangbuch Geistlicher Lieder und Psalmen ihren herausragenden Stellenwert, "vor allem dass sie Lipphardt). Mit seiner prachtvollen Ausstattung stellt diese Liedersammlung eine Beziehungen verrät zu dem Neuen, das um die Mitte des Jhs. in der katholischen Kirche aufbrach und durch die Ausbildung eines ganz bestimmten Stiles (nicht nur in kunstgeschichtlichem Sinn) zu einer umreissbaren geschichtlichen Erscheinung wurde ... Der erste Eindruck ist darum der eines ungewöhnlichen Ueberbietens des bis dahin Ueblichen, einer deutlichen Anstrengung des ... Herausgebers, sein Buch so reich wie möglich zu schmücken, reicher jedenfalls als seine Vorlagen" (M. Hoberg).
Literatur: Lipphardt, J. Leisentrits Gesangbuch von 1567 (1963). Heitmeyer, Das Gesangbuch von J. Leisentrit 1567 (1988). Hoberg, Die Gesangbuchillustration des 16. Jahrhunderts (1933), S. 65f. I. Koch, Buchdruck in der Oberlausitz, in: Aus dem Antiquariat 4/2004, S. 283. – Wie üblich papierbedingt gleichmäßig, nur vereinzelt stärker gebräunt, aber kaum fleckig, fast durchgehend sauber und frisch, die Holzschnitte in meist sehr gutem, kräftigen Abdruck (wenige flauer). Vorderer fester Vorsatz mit einem alten und mehreren älteren sowie einem moderneren Einträgen, darunter der Besitzvermerk eines "August Dell, Oberlehrer in Kaiserslautern" und "Josef Dell in Zell", ohne den vorderen fliegenden Vorsatz.
Der bemerkenswert schöne zeitgenössische Einband stammt interessanterweise aus einer protestantischen Buchbinderwerkstatt, einer der zahlreichen Beispiele der weitgehenden Religionstoleranz in der Lausitz, die noch lange im 16. Jahrhundert katholische neben protestantischen Sprengeln kannte. Beide Deckel sind mit einer Porträtmedaillon-Rolle geziert, in denen man die großen Reformatoren "Mar[tinus Lutherus]", "Phil[ipp Melanchthon]", "Eras[mus Roterodamus]" und "Ioha[nnes Bugenhagen]" dargestellt sind. In der Mitte des Vorderdeckels ist eine einst goldgeprägte, sehr fein linear gearbeitete Platte mit dem Christus triumphans eingeprägt, dem Jesuskind, das ein schweres Kreuz schultert, die Weltkugel hält und die Schlange zertritt. Ähnliche Platten mit diesem seltenen Motiv sind in der Einbanddatenbank nachweisbar (beispielsweise Nummern EBDB p003030, EBDB p001627). Verso dann eine Platte mit der Kreuzigungsdarstellung, flankiert von zwei Büschen und einem Stifter unter dem Kreuz.
[*]: Regelbesteuert gemäß Auktionsbedingungen. [^]: Ausgleich von Einfuhr-Umsatzsteuer.
* Alle Angaben inkl. 25% Regelaufgeld ohne MwSt. und ohne Gewähr – Irrtum vorbehalten.“
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